Sarotti & Meinl „Mohren“
28. Februar 2021 von Fanak Mani
In Österreich kann man sich dem Meinl-Mohr und in Deutschland, dem Sarotti-Mohr, dem kindhaften Zauberer mit Pumphose und Turban, nicht entziehen.
Der Sarotti–Mohr, 1919 von Julius Gipkens gestaltet, wurde in unendlichen Variationen gedruckt: als Poster, Inserat, Verpackung, Figurine. Das Maskottchen gilt sogar als die am weitesten verbreitete kommerzielle Ikone der deutschen Geschichte. Ein Bild, das Millionen Menschen gesehen haben. Dieses nicht sehr originelle Stereotyp, mit grellen roten Lippen, rundem Kopf, unbestimmter Reife, war der obligatorische graphische Code der Zeit, eine Kommerz-Ikone, die ihren Ursprung in der deutschen Kolonisierungsgeschichte hat. Sowohl das Meinl– als auch das Sarotti Logo wurden im selben Jahr (2004) neu gestaltet und die Hautfarbe beider Figuren wurde durch die Farbe Gold ersetzt. Jedoch muten sie wie Alibilösungen an. Sie beinhalten immer noch das kindliche Element, die orientalisierende Bekleidung- und Kopfbedeckung, sowie bei Meinl, die devote Haltung. Sie stellen zögerliche, inkonsequente Lösungen dar. Zudem werden sie immer noch „Meinl-Mohr“ oder „Sarotti-Mohr“ genannt und sind Symbole für irritierenden Alltagsrassismus. Typische koloniale Codes machen diese Logos aus, doch sie werden beharrlich von den Unternehmen ignoriert.
Ein Logo, das seit mehr als einem Jahrhundert existiert, darf und soll in Frage gestellt werden. „Das war immer schon so“ ist eine – im wahrsten Sinne des Wortes – faule Ausrede. Faul, weil man sich durchaus anstrengen kann, zu einem Paradigmenwechsel beizutragen. Es ist höchste Zeit, beleidigende rassistische Symbole oder Begriffe, wie „Mohr im Hemd“, „Negerbrot“, „Zigeunerschnitzel“ u.v.a. zu ersetzen. Ulrich Seidls grandiose Filmszene aus „Paradies Liebe“ zeigt die Abgründe zweier österreichischer Sex-Touristinnen in Kenia, mit dieser ikonischen Frage an den Barman der lokalen Beach Bar: „You know, you look like ze Meinl-Mohr. You know ze Meinl-Mohr?“